Der „Oedinger Kardinal“

Karl Joseph Kardinal Schulte (* 14. September 1871 in Oedingen ; † 10. März 1941 in Köln) war von 1910 bis 1920 Bischof von Paderborn und von 1920 bis 1941 Erzbischof von Köln.

Karl Joseph Kardinal Schulte durchlief in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine beispielhafte kirchenhierarchische Karriere – mit 38 Jahren wurde er 1910 Bischof von Paderborn, 1920 Erzbischof von Köln und ein Jahr später noch nicht einmal 50-jährig Kardinal – dennoch blieb der zurückhaltend-nüchterne Sauerländer in dem exponierten Hirtenamt in der rheinischen Metropole weitaus weniger im Gedächtnis haften als etwa sein Nachfolger Joseph Kardinal Frings. Doch hatte wohl kaum ein Kölner Oberhirte unter derart schwierigen politischen Rahmenbedingungen zu regieren wie dieser Kölner Erzbischof in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg bis in die ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs.

Schulte wurde am 14.9.1871 in Oedingen (Haus Valbert) als Sohn des Gutspächters Oswald Schulte und dessen Ehefrau Antonetta, geborene Schlünder, in der ländlichen Abgeschiedenheit des Sauerlandes geboren und verlebte dort eine wohl glückliche wie prägende frühe Kindheit. Aufgrund einer neuen Tätigkeit des Vaters in der Verwaltung der Krupp-Werke siedelte die Familie am Beginn der Schulzeit des Sohnes nach Essen, in die pulsierende Metropole des Ruhrgebietes, über. Der Schüler des Essener Burg-Gymnasiums erlebte dort den Aufschwung dieses wichtigen westdeutschen Industriereviers in den ersten Jahren des gerade gegründeten Kaiserreiches unmittelbar mit. Sein Religionslehrer Antonius Fischer – der einer seiner Vorgänger auf dem Kölner Bischofsstuhl werden sollte (Episkopat 1902-1912) – mahnte die soziale Frage als eine zunehmend wichtige für die katholische Kirche an. Und tatsächlich erlebte der Gymnasiast Schulte viele kirchliche Initiativen, die in diese Richtung wiesen, wie etwa die Gründung des „Volksvereins für das katholische Deutschland“ (1890) oder die Enzyklika „Rerum Novarum“ Papst Leos XIII. (Pontifikat 1878-1903), die 1891 erschien – in dem Jahr, in dem Schulte sein Abitur ablegte.

Anschließend begann Schulte das Studium der Theologie an der Universität Bonn und belegte weit mehr Fachgebiete als es der theologische Lehrplan vorschrieb – philosophische, historische und kunsthistorische Themen fanden ebenfalls sein Interesse. Den ersten und wahrscheinlich einzigen Bruch in seiner Vita erlebte der junge Student ausgerechnet in seiner Bonner Studienzeit: ein unerlaubter Wirtshausbesuch trug ihm den Verweis aus dem Collegium Albertinum, dem Theologenkonvikt der Kölner Erzdiözese in Bonn, ein, so dass er sein Studium außerhalb der Kölner Diözesangrenzen in Münster und anschließend im Paderborner Priesterseminar fortsetzen musste. Der damalige Paderborner Bischof Hubert Theophil Simar (1835-1902, 1891-1899 Bischof von Paderborn, danach bis 1902 Erzbischof von Köln) weihte Schulte schließlich am 22.3.1895 zum Priester.

Während des Ersten Weltkrieges machte Schulte durch eine Kriegsgefangenenhilfe über die Grenzen seiner Diözese hinaus von sich reden. Mittels eines Suchdienstes ließen sich tausende Soldaten aller Nationen ermitteln, die anschließende Fürsorge für die Kriegsgefangenen brachte Schulte hohe Anerkennung ein. Damit entsprach er vor allem den Intentionen des neuen Papstes Benedikt XV. (Pontifikat 1914-1922), der auf den Paderborner Oberhirten aufmerksam wurde. Als Kardinal Fischers Nachfolger Felix Kardinal von Hartmann ein Jahr nach dem Ende des verlorenen Ersten Weltkrieges plötzlich starb, lief die Nachfolge endgültig auf Schulte zu und trotz innerer persönlicher Widerstände nahm Schulte den Ruf nach Köln an, getreu seinem bischöflichen Wahlspruch „In obsequium Christi“, zum gehorsamen Dienst an

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