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Eine Kerze für die Corona-Toten

50.000 Tote zählt die Corona-Pandemie inzwischen in Deutschland. Eine angemessene Trauer ist oft nicht möglich. Bundespräsident Steinmeier begründet dafür die Aktion „Lichtfenster“, bei der Kerzen an die Verstorbenen erinnern sollen. Auch eine zentrale Gedenkfeier kündigt er an.

Allein in Deutschland hat das Corona-Virus bisher mehr als 50.000 Tote gefordert. Und es ist jetzt schon traurige Gewissheit, dass es noch mehr werden. Viele, zu viele der Todesopfer sind allein gestorben, isoliert in Pflegeheimen und auf Intensivstationen, angeschlossen an Beatmungsmaschinen und Überwachungsmonitore. Wegen der Gefahr einer Ansteckung und der damit verbundenen weiteren Ausbreitung des Virus durften Angehörige nicht zu ihren sterbenden Großeltern, Müttern und Vätern, Männern und Frauen, in einigen Fällen auch nicht zu ihren Kindern.

Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und inzwischen Vorsitzender der CDU, hat in einem Interview kurz vor Weihnachten die Angehörigen der Toten um Verzeihung für diese grausame Konsequenz politischer Entscheidungen gebeten. „Das ist ein Schaden, den wir nicht wiedergutmachen können. Irreparabel. Nicht korrigierbar.“

Neben der individuellen Trauer um Angehörige, Freunde und Bekannte werden die Toten von der großen Öffentlichkeit bisher nur als statistische Größe zur Kenntnis genommen. Da interessiert mehr die Zahl der Neuinfektionen und die sogenannte Inzidenz, die besagt, wie viele Neuerkrankungen es pro 100.000 Einwohner und Woche gibt. Erst wenn diese Inzidenz unter 50 fällt, besteht Hoffnung auf ein Ende der Einschränkungen durch den Lockdown.

Ein Licht der Trauer und Anteilnahme

Es ist Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass der Toten anständig gedacht wird – im Kleinen wie im Großen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ruft dafür nun die Initiative #lichtfenster ins Leben. Er fordert die Deutschen auf, bei Anbruch der Dunkelheit eine Kerze ins Fenster zu stellen. Für Steinmeier ist diese Kerze „ein Licht der Trauer, der Anteilnahme, des Mitgefühls“.

Gegenüber ntv.de erklärt er seine Motivation für diese Aktion: „Wir zeigen unser Mitgefühl mit denen, die einsam sterben und denen, die um sie trauern. Wir trauern mit ihnen und wollen zeigen, wir stehen zusammen – gerade in diesen dunklen Zeiten. Dafür steht das Licht, das uns den Weg in hellere Tage weist.“ Steinmeier selbst wird eine Kerze in das Fenster über dem Eingangsportal von Schloss Bellevue stellen – für jeden sichtbar im dunklen Berliner Winter. Zunächst bis Ende Januar.

Gleichzeitig kündigt der Bundespräsident eine zentrale Gedenkfeier für die Corona-Toten an. Wie dieses Gedenken aussieht, hängt dann vor allem vom Infektionsgeschehen ab. Die Bundeskanzlerin und der Bundestagspräsident werden sicher dabei sein und auch die Vertreter der Kirchen, wahrscheinlich auch Angehörige von Verstorbenen sowie Ärzte und Pfleger. Das alles steht noch nicht fest. Für so einen traurigen Anlass gibt es keine Blaupause, auf die das Protokoll zurückgreifen kann. Auch ein genaues Datum steht noch nicht fest. Geplant ist ein Termin nach Ostern, wenn die Tage wieder heller sind und die dunkelste Zeit überstanden ist.

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